Geoinformatik
Das Fachgebiet der Geoinformatik ordnet sich in den Bereich der angewandten Informatik ein und beschäftigt sich mit der Erfassung, Sammlung, Analyse, Auswertung und Weiterverwendung von sogenannten Geoinformationen.
Geoinformationen umfassen verschiedenste Daten, beispielsweise über die Beschaffenheit der Erdoberfläche, das Klima, die Vegetation oder auch den Bebauungsgrad, von einem bestimmten Raum oder einer bestimmten Position - daher werden sie auch als raumbezogene Daten bezeichnet. Diese Sammlung und Weiterverarbeitung wird durch geographische Informationssysteme (GIS) ermöglicht, die die notwendige Hardware, Software und Anwendungen zur Verfügung stellen.
Auf der einen Seite kann die Datenerfassung mit geographischen Informationssystemen auf Basis bereits existierender Karten durchgeführt werden, indem man diese digitalisiert, durch Datenaufnahmen im freien Feld oder durch den Fernzugriff auf Satelliten können aber auch aktuelle Informationen gewonnen werden.
Anschließend werden die Daten in verschiedene Formate konvertiert, normalisiert und aggregiert, sodass sie im nächsten Schritt beispielsweise für Navigationssysteme oder Location Based Apps and Services (LBA und LBS), oder auch für die Modellierung von Landschaften oder ganzen Städten in aufwändigen 3D-Modellen, verwendet werden können.
Durch die sich rasant entwickelnden technischen Möglichkeiten und die wachsende Bedeutung für verschiedene Industriezweige, hat sich Geoinformatik zu einem eigenständigen Studiengang, der an vielen Hochschulen in Deutschland angeboten wird, entwickelt.
Was macht Geoinformatik-Projekte aus?
Geoinformatik-Projekte zeichnen sich vor allem durch den hohen praktischen Anteil und den Bezug zu realen Gegebenheiten aus. So sind die Daten meist gut greifbar und die Ergebnisse bzw. Ziele des Projektes besitzen einen Anwendungsbezug, zum Beispiel für Städte und Gemeinden oder die Bauvorhaben von Unternehmen. Oft findet während des Projektes auch Arbeit außerhalb eines Büro und nicht vor einem Rechner statt, unter anderem bei der Datensammlung im freien Feld mit mobilen Messgeräten.
Trotz des hohen praktischen Anteils, sind auch theoretische Kenntnisse, beispielsweise über Statistik und Vektorrechnung, notwendig, sowie Erfahrung im Umgang mit Messgeräten, Computern, diversen Programmiersprachen und Datenbankmanagement- bzw. Datenverwaltungssystemen. So stellen Geoinformatik-Projekte häufig hohe Anforderungen an die Teams, die sie durchführen, und es arbeiten Spezialisten aus unterschiedlichen Themenbereichen miteinander.
Zudem finden die Projekte oft in mehreren Phasen statt, die den praktischen und theoretischen Anteil voneinander trennen und sich jeweils auf eine Stufe der Sammlung, Auswertung und Anwendung der Daten konzentrieren.
Wo wird Geoinformatik eingesetzt?
Geoinformatik ist in vielen Branchen und auch für Städte und Gemeinden relevant. Ein Anwendungsgebiet, in dem sicherlich jeder schon einmal mit Software, die auf Geoinformationen basiert, in Berührung gekommen ist, sind die bereits erwähnten Location Based Services. Bei diesen werden dem Endnutzer, zum Beispiel über sein Smartphone, durch die Übermittlung positionsabhängiger Daten bestimmte Informationen oder Dienste zur Verfügung gestellt. Diese können unter anderem zu Navigation oder zum Auffinden von Restaurants oder interessanten Orten in der näheren Umgebung verwendet werden.
Unternehmen nutzen Location Based Services zuweilen, um eine mobile Arbeitszeiterfassung durchzuführen oder ortsabhängige Prozessabläufe zu steuern, während Privatnutzern Apps zum Geocaching, wie das in den letzten Monaten rasant bekannt gewordene Pokemon Go, zur Verfügung gestellt werden.
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